von StDin Martina Wenzel
Gelingende Übergänge zwischen Schule und Beruf ist ein Anliegen, das nicht nur den direkt Betroffenen und deren Eltern am Herzen liegt, sondern auch zentrales Anliegen lokaler Verantwortungsübernahme.
Zu dieser Thematik existieren bereits, angesiedelt im Kommunalen Bildungsmanagement der Stadt Rodgau, unterschiedliche Projekte: BerufsWegeBegleitung, Rodgau 16plus und die Elternexperten. Auf vielfachen Eingangswegen sollen Jugendliche Orientierungshilfen, Beratungsangebote und Unterstützung erhalten, damit der oder die Einzelne die richtige Entscheidung zur Berufswahl treffen kann.
Nun kann dem bestehenden Netzwerk ein weiterer Baustein hinzugefügt werden: die Juniorexperten. Damit steuern in Ausbildung befindliche junge Leute ihren Beitrag zur Berufsorientierung bei. Denn wer könnte besser und verständlicher aus der Sichtweise des direkt Betroffenen berichten als die Auszubildenden selbst.
Mit diesem Projekt, dessen Realisierung die Projektbeteiligten, das Kommunale Bildungsmanagement der Stadt Rodgau, die Schulleitungen der drei Rodgauer Gesamtschulen, der Georg-Büchner-Schule, der Heinrich-Böll-Schule und die Geschwister-Scholl-Schule in Kooperation mit der Beruflichen Schule, der Georg-Kerschensteiner-Schule in Obertshausen, am 29. September 2011 beschlossen, soll eine praktische Hilfestellung bei der Berufsorientierung und der sich anschließenden Berufswahl geleistet werden.
Das Projekt wird durch die Johann-Wolfgang-von-Goethe Universität, dem Lehrstuhl Wirtschaftspädagogik von Frau Prof. Dr. Wuttke, wissenschaftlich begleitet. Herr Markus Rudolf hat die „Juniorexperten“ zum Thema seiner Masterarbeit erhoben und begleitet sie seit Start aktiv.
Im September 2011 vereinbarten die Beteiligten, dass die Auszubildenden aus sieben Ausbildungsberufen (aus dem kaufmännischen Bereich und aus dem Bereich der Gastronomie) die Schüler der Abschlussklassen des Hauptschul- und Realschulzweiges besuchen und ihnen Einblicke in die Ausbildungsrealität geben.
Am 2. Februar war es soweit: rund 130 Auszubildende des zweiten Ausbildungsjahres, die als angehende
- Kaufleute im Groß-und Außenhandel
- Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistungen
- Bürokaufleute
- Fachkräfte für Lagerlogistik
- Verwaltungsfachangestellte
- Steuerfachangestellte
- Hotelfachleute (Systemgastronomie, Hotelkaufleute, Restaurantfachangestellte, Köche)
den schulischen Teil der dualen Ausbildung durchlaufen, besuchten die Gesamtschulen im Rodgau. Alle Auszubildenden hatten sich im Unterricht auf die Präsentationen durch Kurzvorträge, Plakate und Power-Point-Präsentationen vorbereitet.

Begleitet von sieben Klassenlehrern und den Abteilungsleiterinnen der Berufsschule Wirtschaft und Verwaltung, Frau Hauck und Frau Wenzel, und der Abteilungsleiterin der Gastronomie, Frau Hausmann, die das Projekt auf Seiten der GKS leiten, statteten sie den Abschlussklassen des Haupt- und Realschulzweiges der Gesamtschulen einen Besuch ab.
In Teams stellten die Juniorexperten “auf Augenhöhe“ ihre Ausbildungsberufe vor. Dabei ging es nicht nur um inhaltliche Dimensionen, sondern vor allem um Erfahrungsberichte und selbst Erlebtes in der Ausbildung.

Angesprochen wurden Thematiken wie Wege der Berufsfindung, Unterstützung und Tipps zur Bewerbung, Erwartungen an die Berufsausbildung und zwischenzeitlich gemachte Erfahrungen im Beruf. Auch der typische Tagesablauf im beruflichen Alltag der Auszubildenden durfte nicht fehlen.
Im Anschluss an die 90minütige Vorstellungsrunde konnten die Schüler mit den Auszubildenden „unter 4-Augen“ in der Aula der jeweiligen Schule Kontakt aufnehmen. Dabei wurden auch Adressen ausgetauscht, für den Fall, dass Beratene später noch Fragen an die Juniorexperten stellen wollten.
Ein Mittagessen als kleines „Dankeschön“ der besuchten Schule an die Juniorexperten beschloss den Vormittag, bevor die Auszubildenden am Nachmittag wiederum ihre praktische Ausbildung in den Betrieben aufnahmen.
Durch dieses Projekt ist eine weitere Lücke im Rahmen der Thematik „Berufsorientierung – Berufsfindung“ geschlossen. Die sich im Entscheidungsprozess befindlichen Jugendlichen der Gesamtschulen erhielten vor Ort aktive Hilfe durch fast Gleichaltrige, die diesen Prozess vor nicht allzu langer Zeit selbst erlebt haben und konnten somit ihre Erfahrungen weitergeben. Aber auch sie selbst profitierten von diesem ersten Aktionstag: die durchgeführten Präsentationen leisten einen Beitrag zur zunehmenden Professionalisierung und Steigerung des Selbstbewusstseins der Schüler der GKS.
Ein besonderer Dank und ein großes Lob gebührt unseren beteiligten Auszubildenden, sie haben verantwortungsbewusst, mit viel Elan und Einfühlungsvermögen ihren Part zum Gelingen des Projekts beigetragen. Die Auszubildenden erhalten, neben einem „Obolus“ für die Klassenkasse, ein Zertifikat für ihr Engagement im Projekt „Juniorexperten“.
Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Sparkasse Langen-Seligenstadt, dafür danken wir herzlich.
Ob in einigen Fällen ein erwünschtes „Patensystem“ zwischen Berater und Beratenem entstanden ist, wird die nahe Zukunft zeigen. An einen weiteren Einsatz der Juniorexperten ist bereits gedacht: im Mai werden sie in einem „Heimspiel“ interessierten Vollzeitschülern der Georg-Kerschensteiner-Schule ihre Eindrücke aus dem Berufsleben näher bringen und somit erneut aktiv einen Beitrag zur Berufsorientierung und –findung leisten.